Fachprofession

Eine Lehrkraft zeichnet sich durch ihre Fachprofession in der jeweiligen Disziplin aus. Das heißt, sie verfügt über fachliche Kompetenzen, die sowohl Sachkenntnisse wie auch spezifische Methodenkenntnisse und pädagogische Fähigkeiten beinhalten. Sachkenntnisse beziehen sich auf Fakten, Theorien und Wissensfelder. Hinzu kommen künstlerisch-praktische Fertigkeiten (Anwendung von Verfahren, Materialien, Werkzeugen) sowie das persönliche, soziale und methodische Vermögen in Lehrsituationen.

Generell wird zwischen Fachwissen als vertieftem Hintergrundwissen, fachdidaktischem Wissen, das heißt wie die Fachinhalte vermittelt werden sollen, welche gestalterischen Lösungswege einzuschlagen sind, wie typische Zeichenschemata differenziert werden etc., und pädagogischem Wissen (Klassenraumorganisation, kognitive Aktivierung, Motivation usw.) unterschieden. Fachwissen bedeutet nicht nur, dass die Lehrkraft im Fach Kunst die Entwicklung des bildnerischen Vermögens ebenso wie Fachbegriffe oder Kunsttheorien kennt und ein breites Bilderrepertoire besitzt, das kunsthistorische wie aktuelle Werke Bildender Kunst ebenso einschließt wie Design und Architektur, sondern auch solide im räumlichen, grafischen, szenischen und farbigen Gestalten ausgebildet zu sein. Zugleich sollten spezifische Methoden den Unterricht bereichern (Experimente, Werkstattunterricht, Gestalten im öffentlichen Raum, Museumsbesuche, Ausstellungen organisieren usw.), und es sollte eine besondere Aufmerksamkeit für ästhetische Sensibilisierung, kreative Prozesse, individuelle Ausdrucksweisen, bildnerische Voraussetzungen etc. bei den Schülerinnen und Schülern existieren. Insofern beinhaltet das Professionswissen auch das Vermögen, Neugierde und Motivation zu wecken, Ausdauer und Vertrauen in die eigene Gestaltungskraft zu schulen oder Strategien im künstlerischen Produktions- und Rezeptionsprozess zu vermitteln.

Gelingt es, das gesamte Fachwissen der jeweiligen Unterrichtssituation und dem jeweiligen Kind angemessen einzusetzen, kann von Fachkompetenz der Lehrperson gesprochen werden. Fachkompetenz gilt als ein zentrales Merkmal von Lehrprofessionalität, die besonders im Kunstunterricht benötigt wird. Denn da der Fokus auf individuellen Ausdrucksbedürfnissen, auf ästhetischen Erfahrungsprozessen, auf dem kreativen Vermögen usw. liegt, bedarf es aufwendiger Lernarrangements und flexibler Impulse, um den individuellen Lernwegen der Kinder gerecht zu werden. Je freier und improvisierter die Kinder ihre Gestaltungsabsichten verfolgen können, desto höher sind die Anforderungen an die Fachkompetenz der Lehrkräfte, weil sorgfältig geplante Unterrichtsvorbereitungen an ihre Grenzen stoßen und fachlich kompetente ad hoc Reaktionen notwendig werden. Planungssettings, die konkrete Unterrichtsinszenierungen verantworten, sind gezielter und fachlich überschaubarer vorzubereiten als Planungssettings, die aufmerksam auf individuelle Gestaltungsabsichten, Entwicklungsvoraussetzungen, Sachinteressen, Rezeptions- und Darstellungswünsche, Materialvorlieben, Verfahrensprozesse, kreative Lösungssuche, Risikofreude etc. eingehen und Reflexionsprozesse über Bilder und gestalterisches Handeln anstoßen.

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