Gesprächskultur

Der Wunsch und die Notwendigkeit miteinander zu leben, bilden die Basis für eine gemeinsame Kommunikation. In allen Lebensbereichen stellt eine gute Gesprächskultur die wesentliche Grundvoraussetzung für eine gelungene Kommunikation dar. Besondere Bedeutsamkeit kommt dabei dem Lernort Schule und damit der Kompetenz der Lehrenden zu, die Gesprächsführung zu ermöglichen, zu begleiten und zu reflektieren. Im täglichen Geschehen lernen Kinder dadurch Sprache aufzunehmen, zu verinnerlichen und die Wirkung der Sprache wie auch die der nonverbalen Signale auf andere zu erproben. So können Denkprozesse angestoßen und auf andere Felder des schulischen Lernens und des Lebens übertragen werden. Im schulischen Kontext sind Gesprächspartner Lehrperson und Kinder, Kinder miteinander, Lehrpersonen miteinander, Lehrperson und Eltern.

Bedingung für eine gelungene Gesprächskultur ist das Einhalten von Kommunikationsregeln, auf sachbezogener Ebene das themenbezogene Sprechen, das verständliche Formulieren, das Eingrenzen des Umfanges an Informationsgehalt in einem Beitrag. Auf organisationsbezogener Ebene sollten sich die Gesprächsteilnehmer an vereinbarte Zeiten und Regeln halten. Die Beziehung gestaltende Ebene beinhaltet das gegenseitige Zuhören, das Einbringen kurzer Beiträge, um anderen die Chance auf eine Wortmeldung zu geben, das Ausreden lassen, die grundsätzliche Bereitschaft zur Verständigung, das Vermeiden von Angriffen und Abwertungen, das Bewegen auf Sachebene, das Einhalten von Vereinbarungen und bereit sein, sich einer gemeinsamen Entscheidung zu unterwerfen.

Kommunikationskultur beinhaltet das Zuwenden zum jeweiligen Gesprächspartner, das Halten des Blickkontaktes, auch nonverbales Kommunizieren, Mimik und Gestik, die sich authentisch zum Verhalten zeigen, das Aufgreifen von Standpunkten des Gesprächspartners und Beobachten der Wirkung des Gesagten auf den Anderen.

Gesprächsführung ist einerseits notwendig, um Bedingungen, die ein echtes Gespräch ermöglichen, zu sichern. Dazu gehören äußere Bedingungen, wie örtlicher und zeitlicher Rahmen, Inhalt und Teilnehmer des Gespräches. Andererseits sollte die innere Situation des Gesprächsprozesses sehr zurückhaltend und sensibel gestaltet werden, um Ergebnisoffenheit zu sichern. Anlässe für Gespräche sollten flexibel erkannt und genutzt werden, um Interesse am sprachlichen Austausch zu wecken. Für eine gelungene Gesprächsführung sind drei Kompetenzen von grundlegender Bedeutung: das Interesse am Standpunkt des Gesprächspartners, das deutlich Machen des eigenen Standpunktes und das Verfolgen der Gesprächsstruktur.

Im Kunstunterricht werden Gespräche über selbst gefertigte Bilder, Objekte, Inszenierungen, Filme usw. wie auch Gespräche über Malereien, Bildhauereien, Installationen, Architektur oder Alltagsobjekte geführt. Dabei bergen die Deutungsvarianz und die Vielschichtigkeit der Gegenstände besondere Optionen für die Gespräche. Ist ein Unterricht von einer improvisierten Choreografie geprägt, ist es zudem eine Aufgabe der Kommunikation, den Mitschülerinnen und Mitschülern die Prozesse transparent zu machen, die vom selbst entdeckten Anlass aus über die Prozesse zum fertigen Werk geführt haben. Die individuell bedeutsamen Aspekte spielen dabei eine große Rolle.

Aspekte eines Themas werden dabei gesammelt, am Werk erläutert und geprüft. Es geht nicht um das Beharren auf dem eigenen Standpunkt, sondern darum, durch Denken und Nachdenken gemeinsam auf Ergebnissuche zu sein. Jeder Gesprächsverlauf ist deshalb offen und dynamisch. Die Schülerinnen und Schüler erörtern Fragen und Probleme ihrer Lebenswirklichkeit und betrachten sie aus verschiedenen Perspektiven. Ziel ist dabei, die argumentative Gesprächsfähigkeit aufzubauen und das Kommunizieren zu fördern.

zur Themenseite