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Das Fach Kunst weist hinsichtlich der Bewertung von Schülerarbeiten und des Arbeitsprozesses eines Kindes erhebliche Anforderungen auf: Es gibt nicht nur einen Weg und eine richtige Lösung, sondern eine Vielfalt an Möglichkeiten, zu einem gestalterischen Ergebnis zu kommen. Der Prozess und das Produkt sind von gleicher Wertigkeit. Kreativität und individuelle Lösungen lassen sich nur schwer in enge Bewertungsraster fassen. Dennoch kommt das Fach Kunst im schulischen Kontext nicht ohne Bewertungen aus. Dabei gilt es, diese Grundbedingung von Schule produktiv zu sehen: Denn würde das Fach Kunst in einem bewertungsfreien Raum unterrichtet werden, so würde es nach dem Motto „alles ist möglich und alles ist schön“ seine qualitativen, ästhetischen Ansprüche aufgeben und in einer unkritischen Beliebigkeit versinken. Gleichwohl gilt es zu bedenken, dass nicht jeder Schritt und jedes Ergebnis im Kunstunterricht bewertet werden muss und durchaus bewertungsfreie Räume im Unterricht geschaffen und genutzt werden können.

Da ein zeitgemäßer, offener und individualisierter Kunstunterricht in der Grundschule die Vielfalt an individuellen Persönlichkeiten als Herausforderung annimmt, sollten Bewertungen im Kunstunterricht eine starke Schülerorientierung aufweisen.

In einem inszenierten Kunstunterricht, in dem alle Schülerinnen und Schüler ausgehend von einem gemeinsamen Anlass an einer weiten und offenen Aufgabenstellung arbeiten, sollten die aufgabenspezifischen Kriterien gleich zu Beginn transparent gemacht werden, entweder indem die Lehrkraft diese vorgibt und vorstellt oder indem die Kinder gemeinsam mit der Lehrkraft diese entwickeln und festlegen. Wichtig ist dabei, dass die aufgabenspezifischen Kriterien sich nicht nur auf das Produkt, sondern auch auf den Arbeitsprozess beziehen. Im Prozess sollten fortlaufend Reflexionsphasen erfolgen, in denen einzelne oder alle Schülerarbeiten auch vor dem Hintergrund der aufgabenspezifischen Kriterien betrachtet und bewertet werden können, damit jedes Kind die Möglichkeit hat, im Verlauf des Arbeitsprozesses seine eigene Arbeit zu verbessern. Eine abschließende Bewertung sollte gemeinsam mit der Lehrkraft und den Schülerinnen und Schülern erfolgen, beispielweise indem beide Seiten einen Rückmeldebogen ausfüllen und ihre Einschätzungen und Bewertungen in einem abschließenden Gespräch miteinander vergleichen und sich auf eine gemeinsame Bewertung einigen.

In einer inszenierten Choreografie im Kunstunterricht entwickelt jedes Kind im Prozess seine eigene Idee, sein eigenes Vorhaben, was eine sehr anspruchsvolle Herausforderung an die Schülerinnen und Schüler stellt. Somit kann es keine einheitlichen, aufgabenspezifischen Kriterien geben, die für alle gleichermaßen gültig sind. Vielmehr muss das Kind sich zunächst auf den Weg der Findung eines eigenen Vorhabens machen, was viel Zeit und einen großen, bewertungsfreien Raum benötigt. Kristallisiert sich allmählich eine eigene Idee heraus, so kann gemeinsam mit der Lehrkraft über prozess- und produktbezogene Bewertungskriterien nachgedacht werden, die sich nur auf das Vorhaben und die eigenen Zielsetzungen beziehen. Da die improvisierte Choreografie eine grundlegende Offenheit und Prozessorientierung in sich birgt, gilt es diese gemeinsam entwickelten Kriterien möglichst weit und offen mit einer starken Prozessfokussierung zu formulieren und im Laufe des Arbeitsprozesses kritisch auf ihre Passgenauigkeit zu dem Vorhaben zu prüfen und ggf. zu modifizieren. Reflexionsphasen zwischen den Schülerinnen und Schülern und der Lehrkraft sollten im Sinne einer Prozessbegleitung regelmäßiger Bestandteil in einem solchem Unterricht sein. Gemeinsame Reflexionsphasen sind erforderlich, um ästhetische Wahrnehmungen zu verbalisieren, sachbezogene Kritik zu äußern und diese anzunehmen. Eine abschließende Bewertung kann anhand der prozessbezogenen Bewertungskriterien erfolgen.

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