„Regler“

Gängige Unterrichtseröffnungen richten sich gemeinhin an die ganze Klasse, nur selten werden differenzierte Wege in ein neues Thema oder eine neue Technik gewählt. Ein Impuls für die ganze Klasse funktioniert in den seltensten Fällen bei allen Kindern gleich gut. Vom Interesse und dem Zumessen von Bedeutsamkeit bei allen Kindern kann nicht ausgegangen werden. Ein Anlass als Startimpuls für eine ästhetische Praxis motiviert Kinder sehr stark. Kunstpädagogisch konnotierte Vermittlungssituationen zu schaffen, die den Rahmen bilden für eine kompetenzsteigernde ästhetische Praxis, stellt eine große Herausforderung dar. Anlässe in ihrer Entstehung zu begleiten oder gar zu steuern, ist überaus schwierig bis unmöglich. Die Notwendigkeit der individuellen Wahrnehmung eines ästhetischen Objektes erschwert eine Initiation von außen.

Erleben die Kinder ihren Anlass außerhalb der Schule und wissen um die Möglichkeit, diesen im Rahmen von Unterricht in eine begleitete ästhetische Praxis münden zu lassen, kann dies fruchtbar werden. Auch in anderen unterrichtlichen Situationen entdeckte Anlässe können in einer neuen Konstellation eingebracht werden. So kann beim Erfinden von Geschichten im Deutschunterricht etwas wahrgenommen werden, was als Anlass im Kunstunterricht dienen mag. Doch bleibt es ein nahezu unerreichbares Ideal, dass jedes Kind einer Klasse auf Basis seines persönlichen Anlasses in einer ästhetischen Praxis aufgeht.

Allein die schulischen Umstände sprechen dagegen. Wie kann eine einzelne Lehrkraft sämtliche Prozesse begleiten, den Materialfundus immer aktuell halten, zeitliche Freiräume in ausreichendem Maß schaffen. Auch mag es Kinder geben, denen die besondere Wahrnehmungsform verwehrt bleibt, Kinder, die eine reduzierte Interessensfähigkeit haben.

Will man aber anlassbezogene ästhetische Praxis in den Unterricht implementieren, ist es nötig, Kompromisse zu machen. Sich auf ein derartiges Konzept einzulassen, bedeutet, sich auf den Weg zu machen. Es ist wichtig, dass eine Lehrkraft zunächst einmal ihr Level findet, auf dem sie anlassinitiierte ästhetische Praxis zulassen möchte. Schließlich trifft das Konzept auf eine Lehrkraft mit einer individuellen pädagogischen Vita sowie einer spezifischen Einstellung die berücksichtigt werden müssen. Zudem bestimmen die institutionellen Rahmenbedingungen die Möglichkeiten zur Realisierung und müssen gegebenfalls erst angepasst werden.

Es bedingen diverse Parameter Unterricht, die die Positionierung zwischen Improviation und Inszenierung ergeben: Material, Zeiträume, Arbeitsplätze, Organisation etc. Jede Lehrkraft muss selbst einschätzen, wo sie sich unter Berücksichtigung eigener Vorlieben, Ideale und Kompetenzen sowie der institutionellen Bedingungen und des Potentials der Kinder verortet. Mittels >Regler< ergeben die Positionen der einzelnen Parameter eine Verortung zwischen der Anlassorientierung und der damit verbundenen Improvisation  und der Inszenierung. (Die Regler als pdf)

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